Geschichte: Auszug aus der Chronik von Sievernich
|
Die älteste Urkundliche Erwähnung Sievernichs aus dem Jahre 893
stammt aus dem Güterverzeichnis der Abtei Prüm.
Die Urkunde, aufgezeichnet im sogenannten goldenen Buch der
Abtei Prüm, datiert anno verbi incarnati DCCCXCIII (im Jahre der
Fleischwerdung 893) lautet:
Baldicus habet in siuiruihc mausa duo; in deutscher Übersetzung:
Abt Balduin hat in Sievernich 2 Mansen = 2 Hufe zu Eigentum ( 2
Hufe zu je 30 Morgen). |
Funde „Auf dem Berg“ in einer Sandgrube, wobei Urnengräber aus der
jüngeren bis mittleren Hallstattzeit ( 900 bis 600 v.Chr.) entdeckt
wurden, belegen die Ansiedlung ackerbautreibender Menschen
schon vor unserer Zeitrechnung.
Mehrere Urnen, wohlgeformte Bleigefäße und ein Spinnwirtel geben Zeugnis
von der Kultur des damaligen Volkes.
Siedlungsreste aus römischer Zeit sind so umfangreich, daß der Volksmund
bis heute von einer großen Römerstadt spricht, die sich von Zülpich über
Sievernich bis Disternich erstreckt haben soll.
Im unteren Kleinfeld, Bereich Grachhof, wurden massive römische
Steinsärge mit reichen Beigaben und die Reste eines Töpferofens gefunden
in dem man graublaues Geschirr brannte.
Einige steinzeitliche Funde zeugen von einer noch viel früheren
menschlichen Siedlungstätigkeit.
Das Ansiedlungsgebiet des römischen Sievernich war bestimmt durch zwei
römische Militärstraßen und einem Handelsweg.
Die Römerstraße von Köln über Zülpich nach Reims und die alte
Militärstraße (Heerweg) von Trier über Zülpich nach Neuß begrenzten das
römische Ansiedlungsgebiet im Bereich von Sievernich.
Die Handelsstraße Aachen – Frankfurt, im 8. Jahrhundert Krönungsstraße
der deutschen Kaiser, verlief
durch Sievernich (heute Johannesstraße) am Siechhaus vorbei Richtung
Rheinbach.
Es war ein 6m breiter und 1m
hoher Dammweg mit Seitengräben, der heute teilweise noch erhalten ist.
Nicht eindeutig ist die Namensgebung für den Ort Sievernich.
Sievernich kommt vielleicht aus vorchristlicher, keltischer, sicher aber
aus römischer Zeit.
Kann die Namensgebung auf das keltische Wort „acun“ römisch „acum“
zurückgeführt werden? Endung „ich“ -
„Wohnsitz, Heim“
Ist Severiniacum aus einem gallischen Gutshof gewachsen?
Heim des Römers Severinius (Severinus)?
|
Die Burg Sievernich stammt aus dem
14. bis 15. Jahrhundert und hat wohl Vorgängerbauten gehabt. Im
Mittelalter hatten Ritter und Adelige hier ihren Wohnsitz.
Die Herren „von Sievernich“ waren
für den Ort das namensgebende Geschlecht in den Jahren 1153 bis
1356.
|
Ein Heinrich von Sievernich war 1181 Grundherr. In der Urkunde heißt es
„Wir Nobilis Edler genannt - die Herren von Sievernich - waren ab 1153
die ersten Grundherren.
Dem Entwurf des Ortswappens liegt das Wappen und das Siegel des 1.
Grundherren Heinrich von Sievernich zu Grunde.
Im Zülpichgau unter den Landesherren von Jülich stellten die Sievernichs
den Gerichtsherren.
Im Mittelalter bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts (Beginn der französischen Zeit) war der Ort durch die
Scheidgasse (heute Pfarrer Alef Straße bis ins Kleinfeld) in einen
nördlichen Teil (Grafschaft Jülich „em Dörp“) und in einen südlichen
Teil (kurkölnischer Teil „in de Gass“) in zwei Teile getrennt.
Es hat immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den
Erzbischöfen von Köln und den Grafen bzw. späteren Herzögen von Jülich
gegeben.
Es ging in diesen Kriegen um die
politische Vormachtstellung im Rheinland.
Die Auswirkungen der Feindschaft
zwischen den Grafen von Jülich und den Erzbischöfen von Köln wurden im
besonderen Maße am Beispiel des Dorfes Sievernich deutlich.
Völlig überraschende Überfälle der Parteien in das Gebiet des Gegners
führten wiederholt zur totalen Zerstörung von Städten, Dörfern und auch
von Sievernich.
In den Raubkriegen Ludwig XIV (im pfälzischen Krieg) wurde Sievernich
1689 von den Franzosen geplündert und in Brand gesteckt.
Noch 1795 hatte Kloster Füssenich, welches zum Kölner Erzbistum gehörte,
164 Morgen Land, St. Severin in Köln 11 Morgen und St. Maria im Kapitol
13 Morgen Land als Eigentum in Sievernich.
Die Burg wird in Privatbesitz als
Trakehner-Gestüt genutzt und steht für Besichtigungen nicht zur
Verfügung.
|