Mirjam wollte daraufhin zu
ihrem Bruder nach Nazareth gehen. Zuerst flüchtete sie zu
einem früheren Diener der Familie, der nach Nazareth reisen
wollte. Dieser war Muslime und wollte Mirjam zum Islam
bekehren. Sie verweigerte dies aber und bekannte sich vor
ihm zu Christus. "Ich eine Muslimin? Nein, niemals! Ich bin
eine Tochter der katholischen, apostolischen und römischen
Kirche und hoffe mit Gottes Gnade bis zum Tod in meiner
Religion, die allein wahr ist, zu bleiben."
Der Muslime war über
dieses Geständnis so zornig, dass er ihr mit seinen
Krummsäbel die Kehle durchschnitt. Sie überlebte aber diesen
Mordversuch. Die 1 cm breite und 10 cm lange Narbe dieses
Einschnittes blieb ihr jedoch ein Leben lang erhalten. Es
fehlten ihr fortan auch zwei Ringe ihrer Luftröhre. Ein
ungläubiger Arzt, der später Mirjam behandelte, sagte
später, dass es eigentlich nicht möglich ist, so eine
Verletzung zu überleben. Später erzählte Mirjam, dass sie
bei diesem Angriff wirklich gestorben war. "Ich befand mich
im Himmel. Die Muttergottes, die Engel und die Heiligen
empfingen mich mit großer Güte und ich sah meine Eltern bei
ihnen. Auch den strahlenden Thron der Heiligsten
Dreifaltigkeit durfte ich sehen und Jesus in seiner
Menschheit. Da sagte jemand zu mir: Du bist Jungfrau, das
ist wahr, aber dein Buch ist noch nicht vollendet." ("Feuer
und Licht" Nr. 95)
Nach diesen Worten
erwachte Mirjam in einer Grotte und eine Ordensfrau in
hellblauen Gewändern war bei ihr. Die geheimnisvolle
Krankenschwester sprach sehr wenig und erwies sich als
außerordentlich zartfühlend. Nach einigen Wochen der Pflege
sagte sie zu Mirjam: "Du wirst nach Frankreich gehen,
Karmelitin werden und in Bethlehem sterben." Danach brachte
sie Mirjam in ein Franziskanerkloster zu einem Beichtvater.
Als Mirjam den Beichtstuhl verließ, war die Frau nicht mehr
da. 1875 erzählte sie ihrem geistlichen Vater, P. Estrade:
"Ich weiß jetzt, dass die Ordensfrau, die mich nach meinem
Martyrium gepflegt hat, die Muttergottes war." (Vgl. "Feuer
und Licht" Nr. 95)
Nach diesem Erlebnis
arbeitete Mirjam als Hausmädchen in Beirut. Mit 18 bekam sie
von einer Frau das Angebot in Marseille in Frankreich zu
arbeiten. Kurz nach ihrer Ankunft empfing Mirjam die Heilige
Eucharistie. Sie fiel daraufhin in eine viertägige Ekstase.
Sie wurde anschließend in das Postulat der Josefsschwestern
aufgenommen. Mit 20 Jahren empfing sie die Wundmale Christi.
Die Ordensgemeinschaft war über Mirjam geteilter Meinung.
Eine Zulassung zum Noviziat wurde ihr verwehrt. Daraufhin
wurde sie von der Oberin, die von der Echtheit ihres
religiösen Lebens überzeugt war, zu den Karmelitinnen des
Pau geschickt, wo sie 1867 eintrat. Sie bekam den Namen
"Mirjam von Jesus dem Gekreuzigten" und wurde daraufhin für
mehrere Jahre nach Indien in die Mission geschickt. 1872
kehrte sie nach Frankreich zurück.
Immer wieder passierten
wunderbare Dinge im Leben von Mirjam. Sie fiel immer wieder
in Ekstase, schwebte öfters über den Boden und hatte die
Fähigkeit der Bilokation. Außerdem hatte sie Prophezeiungen
und viele Visionen.
Nach einiger Zeit verließ
Mirjam aber Frankreich für immer und ging 1874 nach
Bethlehem, wo sie nach dem Wunsch des Heilandes ein
Karmelkloster gründete. Mirjam hatte eine Visionen wie das
Kloster aussehen sollte und war praktisch die Architektin
des Klosters. Später folgte auch eine Ordensgründung in
Nazareth. Sie half immer wieder bei den Arbeiten mit. Am 22.
August 1878 stürzt sie bei den Arbeiten nieder und brach
sich den Arm. Sie sah ihr Ende kommen. Am Morgen des 27.
August 1878 wacht sie noch einmal auf. "O ja,
Barmherzigkeit!" waren ihre letzten Worte, bevor sie starb.
Am 13. November 1983 wurde
Mirjam von Abellin von Papst Johannes Paul II. selig
gesprochen und zur Friedenspatronin des Nahen Osten ernannt.
Inschrift auf der
Grabplatte von Mirjani von Abellin
J.M.J.T.
Hier ruht im Frieden des Herrn Schwester Maria von
Jesus dem Gekreuzigten, Profess-Schwester vom weißen
Schleier, eine hochbegnadete, tugendhafte Seele. Sie
zeichnete sich aus durch ihre Demut, ihren Gehorsam und ihre
Liebe. Jesus, die einzige Liebe ihres Herzens, hat sie zu
sich gerufen
in ihrem dreiunddreißigsten Lebensjahr und im zwölften Jahr
ihres Ordenslebens, in Bethlehem, am 26. August 1878.
Requiescat in Pace!«
Die Charismen der
Seligen Mirjam v.Abellin
In der Geschichte der
charismatischen Kirche erscheint Mirjam v.Abellin (Maria
v.Jesus dem Gekreuzigen, 1846-1878) wie eine Bergspitze, auf
der sich alle Charismen vereinigen.
Mijam, die Karmelitin aus der Heimat des Herrn ist ein
wunderbares Geschenk des Himmels für uns.
Von einem der vier bedeutenden Priester, die sie auf ihrem
Lebensweg begleiteten, stammt die Aussage: "Ihr ganzes
Leben, von der Geburt bis zum Tod, war ein einziges Gewebe
wunderbaren Geschehens."
Ihre zehn ausserordentlichen Charismen:
1.
Ekstasen
Ihr ganzes Leben lang war die kleine Araberin eine
Ekstatikerin. Von ihrer Kindheit an, im Garten, im Haus und
in der Kirche von Abellin, in der blutigen Nacht von
Alexandria, bei ihren Arbeitgebern in Beirut und Marseille,
während der viertägigen Verzückung, in die sie in der
Nikolauskirche in Marseille fortgerissen wurde.
Nach ihrem Eintritt in den Karmel wurde dieser Zustand so
häufig, dass Mirjam in Mangalore fast täglich, ja bis zu
fünfmal am Tag, in Ekstase verfiel.
In den letzten, in Bethlehem verbrachten Jahren ihres Lebens
sind die Verzückungen zwar noch häufig, jedoch ruhiger und
schmerzvoller.
2.
Ekstatisches Schweben
Olivier Leroy, ein Historiker und Spezialist für das
Phänomen des ekstatischen Schwebens, beschreibt dies wie
folgt: "Der menschliche Körper soll bei gewissen Personen
und zu gewislsen Zeiten befähigt sein, sich in die Luft zu
erheben und sich bisweilen darin ohne sichtbare Stütze und
ohne kontrollierbare Einwirkung einer physischen Kraft zu
bewegen."
Trotz der Seltenheit
dieses Charismas lassen sich in der kirchlichen Hagiographie
doch etwa 200 Fälle nachweisen.
Der berühmteste ist der Hl.Josef v.Cupertino (1603 - 1663).
Während sich der Ekstatiker im allgemeinen nur wenig über
den Boden erhebt, ist es nur von Maria v.Jesus
d.Gekreuzigten und v.Hl.Josef v.Cupertino bekannt, dass sie
wirklich in die Höhe geflogen sind.
Bei der kleinen Araberin
wurde das Phänomen erstmals am 22.Juni 1873 im Garten des
Karmels von Pau festgestellt. Da sie nicht zum Abendessen
erschienen war, suchte die Novizenmeisterin vergeblich im
Kreuzgang und im Obstgarten nach ihr, als eine andere
Karmelitin plötzlich einen Gesang vernahm: "Oh Liebe,
Liebe!" Sie erhebt den Kopf und erblickt die Kleine, die
sich ohne Stüze im Gipfel einer riesigen Linde wiegt. Man
benachrichtigt die Priorin. Diese kommt herbei und weiss
nicht, was tun. Nach einem Gebet richtet sie sich an die
Ekstatikerin: "Schwester Maria v.Jesus d.Gekreuzigten, wenn
Jesus es will, kommen Sie im Gehorsam herhunter, ohne zu
fallen oder Schaden zu nehmen!"´
Sobald sie das Wort "Gehorsam" vernimmt, steigt Mirjam mit
strahlendem Antlitz und großem Anstand herunter und hält nur
einen Moment bei einigen Ästen inne, um die Liebe zu
besingen. "Kaum war sie auf dem Boden angekommen, bemerkt
eine Zeugin, umarmte sie uns in einer Art Trunkenheit und
mit unaussprechlicher Liebe."
Acht ekstatische
Höhenflüge haben erwiesenermaßen stattgefunden, und zwar am
22.Juni, 9.,19.,25.,27. und 31.Juli, sowie am 3.August 1873
und schließlich am 5.Juli 1874.
"Wie sind Sie denn dazugekommen, so in die Höhe zu
schweben?" fragte die Mutter Priorin, und Mirjam antwortet:
"Das Lamm hat mir die Hände gereicht."
Einige Karmelitinnen wollten wissen, woran sie waren, und
beobachteten die Kleine heimlich. Eines Tages sieht eine
Laienschwester, die im Garten arbeitet, den Höhenflug mit
an: "Mirjam hatte die Spitze eines Zweigleins ergriffen, das
sich unter dem Gewicht eines Vogels gebeugt hätte, und war
in demselben Augenblick in die Höhe gerissen worden."
P.Buzy, der Biograph der
Karmeltin, teilte Olivier Leroy noch folgende Einzelheiten
mit: "Schwester Maria erhob sich an den äußersten Astenden
bis zum Gipfel der Bäume. Sie faßte ihr Skapulier mit der
einen Hand, ergriff mit der anderen die Blätter an der
Spitze eines Zweigleins und glitt im Nu an der Außenseite
des Baumes in die Höhe. Einmal oben angelangt, blieb sie auf
einigen, für eine so "gewichtige" Person wie sie, viel zu
schwachen Ästen sitzen.
Hier einige Zeugenberichte aus dem
Prozess:
Die inzwischen verstorbene Schwester E. erzählte mir, dass
Mirjam eines Tages, als sie sich mit ihr im Garten befand,
zu ihr gesagt hätte: "Dreh dich um!" Kaum hatte sie den Kopf
umgewandt und wieder hingeschaut, sah sie ihre Gefährtin
schon zuoberst auf dem Baum auf einem kleinen Zweig sitzen,
sich wiegen und die göttliche Liebe besingen."
Eine andere Person
erklärte: "Ich habe sie einmal auf dem Gipfel einer Linde in
Verzückung gesehen. Sie saß auf dem Ende des höchsten Astes,
der sie normalerweise nicht hätte tragen können. Ihr Antlitz
strahlte. Wie einen Vogel sah ich sie vom Baum
herunterkommen: Mit Leichtigkeit und Anstand glitt sie von
einem Zweig ´zum anderen."
Das eine oder andere Mal
blieben ihre Sandalen an den Zweigen hängen, und einmal gar
ihr Rosenkranz. Wie nach anderen Ekstasen, erinnerte sich
die Karmeltin später an nichts mehr.
3.
Die Wundmale
Seitdem Franz von Assisi 1224 auf dem Alverno die Wundmale
empfing, werden die körperlichen Zeichen des Leidens Christi
Stigmata genannt. Die Schmerzen, die der Mit-leidende
empfindet, und die Wunden an seinem Körper treten an
denselben Stellen auf, die Christus seinen Jüngern bei den
österlichen Erscheinungen gezeigt hat: "Seht meine Hände und
meine Füsse" (Lk 24,39). "Er zeigte ihnen seine Hände und
seine Seite" (Joh.20,2o). Im allgemeinen werden die
Stigmata, die oft einen Wohlgeruch verbreiten, im Lauf einer
Entrückung in das Fleisch eingedrückt.
Der Bericht über die
ersten Wundmale der kleinen Araberin stammt v.Mutter
Veronika aus La Capelette:
"Am ersten Donnerstag, dem 2.Mai 1867, als ich Mirjam
besuchte, fand ich sie schwer leidend neben ihrem Bette
sitzend. Sie zeigte mir ihre Seite, ihre Hände und Füsse.
Auf dem oberen Teil der Hände, an der Stelle der Wundmale,
hatten sich eine Art nagelkuppenähnliche Blasen gebildet,
und auf der inneren Handfläche war die entspechende Stelle
schwarz und geschwollen. Auf der Seite, etwas oberhalb des
Herzens, entdeckte ich ein gerötetes und entzündetes
kreuzförmiges Gebilde, in dessen Mitte sich drei kleine
Bläschen mit einem Loch befanden...Ich verbrachte die Nacht
bei ihr, und um fünf Uhr morgens quoll aus den Wunden der
Hände Blut. Das Blut floss aus der Handfläche. Die Finger
waren verkrampft und zusammengezogen, als hätte wirklich ein
Nagel die Handfläche durchbohrt. Mirjam war unfähig, sie
auszustrecken oder das Glas zu erfassen, aus dem ich ihr von
Zeit zu Zeit zu trinken gab...Gegen 9 Uhr rann Blut aus der
Dornenkrone, die das ganze Haupt umgab. Ich kann feierlich
bezeugen, dass ich Blut aus den Löchern der Dornen quellen
sah. Eines davon öffnete sich vor mir mitten in der Stirn,
und Blut spritzte heraus. Während ich sie wusch, schloss
sich das Loch, ohne ein anderes Zeichen, als die Blutspuren
zu hinterlassen.
Ihre Füße waren so weiß wie die eines Leichnams und die
Zehen ausgestreckt, wie die eines Gekreuzigten. Die Wunden
auf der Oerseite der Füße und auf der Seite bluteten
ebenfalls. Nach 15 Uhr kam Mirjam wieder völlig zu sich und
fühlte sich nur etwas schwach. Ich sagte ihr, sie solle
aufstehen, was sie ohne Hilfe tat, und am Abend kam sie mit
der Gemeinschaft zum Nachtessen."
Die bezeugten Hauptetappen
der Stigmatisierung bei Sr.Maria v.Gekreuzigten:
Als erstes erschien das Stigma des Herzens im Alter von 20
Jahren in Marseille im August 1866, während einer Entrückung
beim Gebet in der Kapelle.
Im März 1867 erschienen die anderen Wundmale. Das Wunder
wiederholte sich im Laufe des Monats April und der ersten
zwei Maiwochen. Es hörte auf Befehl der Novizenmeisterin
auf.
Sr.Maria ahnte in ihrer Demut nicht einmal, dass es sich um
ein Charisma handelte, sondern hielt die Wundmale für eine
Krankheit. Sie flehte zu Gott und der heiligsten Jungfrau,
diese "schlechten Zeichen", wie sie sagte, von ihr zu
nehmen.
Zum letztenmal wiederholte sich die Stigmatisation im April
1876 in Bethlehem. Es war dies die längste und
schmerzhafteste Leidensperiode. Man hatte den Eindruck, der
Kreuzigung auf Kalvaria beizuwohnen!
Während einer Ekstase sagt
die Schwester: "Wißt ihr es schon? Fünf Rosensträucher sind
aufgeblüht. Schnell, schnell! Sie haben den andern die Rosen
gegeben, mir aber die Dornen." Und mit einem Lächeln fügt
sie hinzu: So etwas tut man nicht! Man gibt wenigstens ein
paar Rosen!...Oh! Ich verdiene es nicht. Wenn nur Jesus
zufrieden ist,; mehr will ich nicht. Ich nehme alle Dornen
auf meinem Leib an, aber sag dem Herrn des Rosenstrauches,
er solle die Rosen schließen".
Nach diesen roten Blütenzeiten in Marseille, Pau,
Mangaloreund Bethlehem schlossen sich die fünf Rosen der
Stigmen endgültig am 26.April 1876.
"Dieu sensible au corps"
(Gott im Leibe wahrnehmbar), mit diesen Worten definierte
Pascal die Stigmatisation.
4. Durchbohrung
des Herzens
Das Charisma der Durchbohrung des Herzens wurde Schwester
Maria von Jesus dem Gekreuzigten am Sonntag, dem 24.Mai
1869, im Karmel von Pau verliehen.
Sie betet dort mit einigen Schwestern den Rosenkranz, als
sie in Verzückung gerät und ähnlich der Hl.Teresa von Avila
die Herzensstigmatisation erfährt.
Von dieser Stunde an blutet ihr Herz oftmals. Im geheimen
wusch sie die Tücher, mit denen sie die blutende Seitenwunde
abwischt.
Handelt es sich hier nur
um eine Vision, oder kann man auch von materieller
Durchbohrung sprechen?
Der beste Zeuge ist das
Herz der Nonne. Bei ihr ist die materielle Durchbohrung noch
genauer erwiesen, als bei Teresa von Avila. Deren Herz wurde
erst 1592, also 10 Jahre nach ihrem Tod, entnommen.
Das Herz Schwester Marias von Jesus dem Gekreuzigten wurde
dagegen schon an ihrem Todestag und im Beisein kompetenter
Zeugen entnommen.
Der Chirurg Dr.Carpani von Jerusalem kam, um die Handlung
vorzunehmen.
Msgr.Valerga, einer der Zeugen, berichtet: "Als man das Herz
herausgenommen hatte, wurde es auf eine flache Schale
gelegt, damit alle Anwesenden es genau betrachten
konnten...Wir konnten alle sehen, daß das Herz die Narbe
einer allem Anschein nach von einem breiten Gegenstand
hervorgerufenen Wunde trug. Das Herz wurde in der Schale von
Hand zu Hand weitergegeben, so dass alle Priester und
Schwestern, die sich im Raume befanden, die wunderbare
Tatsache feststellen konnten."
Die beiden Wundränder waren ausgetrocknet, ein Zeichen, dass
die Verletzung schon älter war.
Don Belloni fragte den Chirurgen: "Könnte nicht eine
Krankheit so etwas hervorrufen?" Doktor Carpani antwortete:
"Nein, dieses Herz ist niemals krank gewesen."
An Ort und Stelle wurde ein Protokoll über die Entnahme
verfaßt und von allen Anwesenden unterzeichnet.
Am 13.Mai 1929 wurde in Pau eine offizielle Untersuchung des
Herzens vorgenommen. Zwei Ärzte, die Herren Aris und Ecot,
bemerkten in ihrem Bericht: "Es ist schwierig, eine
wissenschaftliche Erklärung für diese Tatsache zu geben."
Johannes vom Kreuz
bemerkt, dass ein derartiges Charisma ein Zeichen hoher
mystischer Begnadung ist.
5.
Erscheinungen
Das ganze Leben der kleinen Palästinenserin ist durchzogen
mit Erscheinungen. Ihre Seele gleicht einer jener herrlichen
byzantinischen Kirchen, die ganz mit Ikonen in ihren
vielerlei Farben ausgeschmückt sind. Aber bei Mirjam sind
die Ikonen lebendig. So erscheinen ihr Engel unter der
Gestalt von Kindern, um ihr in Gefahren beizustehen, ihr
während der Ekstasen als Dolmetscher zu dienen und ihr
Anteil an ihrer Glückseligkeit zu geben. Im Chor und während
der Erholung sah sie oft die Schutzengel ihrer Gefährtinnen.
Viele Heilige sind im
Laufe ihres Lebens an ihren Augen vorübergezogen. Der
heilige Josef, die heilige Teresa, die heilige Maria
Magdalena von Pazzi, die hl.Katharina v.Alexandrien, die
hl.Margareta-Maria Alacoque, der hl.Johannes vom Kreuz.
Auch Verstorbene erschienen der Seherin, u.a.der hl.Pfarrer
von Ars.
Ihr ganzes Leben ist davon durchzogen, besonders von den
Erscheinungen Jesu, der Mutttergottes und des hl.Josef.
Für Schwester Maria von Jesus dem Gekreuzigten ist die
Kirche kein abstrakter Begriff; sie ist die Gemeinschaft der
Heiligen und die Gemeinschaft der Bewohner des Himmels, des
Fegfeuers und der Erde.
6. Prophezeiungen
Mirjam Bauardy ist im Lande der Propheten geboren und
aufgewachsen.
Der Orientale hat Sinn für die konkreten und greifbaren
Wirklichkeiten und findet Gefallen an Nachahmungen,
mimischen Darstellungen und Symbolen.
Wenn wir die biblischen Propheten verstehen und das
Verhalten eines Isaias, eines Jeremias, eines Ezechiels
begreifen wollen, dann müssen wir unsere westlichen
Vorurteile beiseite lassen und versuchen, eine semitische
Mentalität anzunehmen.
Wenn ein Orientale zu uns spricht, erzählt er gewöhnlich
eine Geschichte und wir müssen versuchen, weniger deren
anekdotische Genauigkeit als deren hintergründige Beeutung
zu erfassen. Die Moral ist wichtiger, als die historische
Wahrheit.
Schwester Maria von Jesus ist so sehr ein Kind ihrer Rasse,
dass sie sich häufig und spontan in Gleichnissen, Parabeln,
Symbolen und symbolischen Handlungen ausdrückt.
So verlangete der Herr beispielsweise 1873 eine Anzahl von
Prozessionen rund um den Garten. Mirjam führte diesen
Auftrag auf den Knien aus, mit einem Sack voll Asche auf dem
Rücken. Trotz ihrer geschundenen Knie führt sie ihn im
Schweisse ihres Angesichts zu Ende.
Oft setzt sie sich auf orientalische Weise zu Füssen des
heiligsten Sakramentes oder eines Madonnenbildes nieder. Sie
faltet die Hände, neigt und erhebt den Kopf und macht die
Geste, als reisse sie sich das Herz aus der Brust, um es
Jesus und Maria zu schenken.
Die Propheten kennzeichnen sich jedoch nicht nur durch ihre
symbolischen Handlungen, sie sind auch visionäre Menschen.
Mirjam wurden auch viele Visionen zuteil, die an die eines
Ezechiel und eines Zacharias gemahnen, sowie an die
Apokalypsen Daniels und des Apostels Johannes.
Was die Prophezeiungen im Sinne von Voraussagen künftigen
Geschehens betrifft, so kommen Hunderte aus dem Munde der
kleinen Karmelitin.
Sie beziehen sich entweder auf sie selbst, oder die
Karmelitinnenklöster in Mangalore, Bethlehem und Nazareth.
Andere Prophezeiungen betreffen die Kirche.
Ihre Lebenszeit fällt in das lange Pontifikat Pius IX.
(1846-1878). Für diesen Papst bezeugte sie eine besonders
zärtliche, kindliche Liebe. Sie nannte ihn ihren Vater, sie
sah ihn oft im Geiste, bald während der herrlichen
Pontifikalämter, bald in den Ängsten, die ihn kreuzigten.
Mehrmals ließ sie ihm wichtige, die Interessen der Kirche
betreffende Botschaften zukommen. 1868 ließ sie ihm dreimal
die Warnung zukommen, die in der Nähe des Vatikans gelegene
Kasernen sei unterminiert. Diese Warnung aus Pau wurde jeoch
nicht ernst genommen, bis am 23.Oktober die Kaserne
Serristori am hellichten Tag in die Luft gesprengt wurde und
die Regimentsmusiker unter ihren Trümmern begrub. "Leider
hatten wir uns die von Pau empfangene Mitteilung nicht
zunutze gemacht", sagte Kardinal Antonelli später.
Als jedoch Schwester Maria im folgenden Jahr, als das Konzil
in vollem Gange war, den Papst auf ein neues drohendes
Unheil aufmerksam machte, wurde der Stimme des Himmels
grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Mehrfach bezeichnete die
Seherin mit bemerkenswerter Genauigkeit die Stellen im
Vatikan, wo drei Bomben gelegt worden waren. Diesmal konnte
die Katastrophe verhindert werden.
Die kleine Araberin kündigte auch den Tod Pius IX., sowie
den Namen seines Nachfolgers, des späteren Leo XIII. an.
Schließlich sind noch unzählige Prophezeiungen zu erwähnen,
die Einzelpersonen betrafen.
7.
Geheimnisvolles Wissen
Bei der kleinen Araberin findet man in enger Verbundenheit
mit der Gabe der Prophezeiung das Charisma der
Unterscheidung der Geister und das Wissen um Ereignisse, von
denen sie nach menschlichem Ermessen unmöglich Kenntnis
haben konnte.
Die Novizenmeisterin von
Bethlehem sagte, Mirjam lese in den Herzen wie in einem
Buch. Und sie fügte hinzu: "Oft wird ihr das Innerste der
Menschen bis in deren Kindheit zurück völlig enthüllt; und
zwar handelt es sich dabei nicht nur um Leute, mit denen sie
persönlich spricht, sondern auch um deren Freunde und
Verwandte. Obwohl sie diese niemals gesehen hat, vermag sie
deren gute und schlechte Eigenschaften zu schildern.
Sie durchschaut nicht nur ihre Besucher, sondern auch in
weiter Ferne lebende Menschen.
Sehr oft war es möglich, die Richtigkeit dessen, was sie
schaute und mitteilte, nachzuprüfen.
Nicht weniger
bemerkenswert als das Charisma der Herzenskenntnis ist die
Gabe der Schau von Ereignissen, die in weiter Ferne
stattfinden.
Im Karmel von Mangalore
wohnte sie der Hinrichtung der Geiseln der Kommune in
Frankreich bei.
In den Klöstern von Pau und Mangalore sah sie die
Verfolgungen und Massenmorde in China.
1877 schaute sie die Hungersnot von der die Bevölkerung
Indiens damals heimgesucht wurde.
Als sie am 17.September
1874 nach einer Entrückung wieder zu sich kam, war sie ganz
erschüttert über die grauenhaften Szenen, denen sie soeben
beigewohnt hatte. Sie hatte verstümmelte und enthauptete
Christen gesehen und andere, denen man den Bauch
aufgeschlitzt hatte. Unter ihnen befand sich auch ein
Priester.
Vier Monate später berichtete die Zeitschrift L´Univers vom
Martertod eines Missionspriesters in Yün-Nan, Abbe Baptifaud,
der tatsächlich am 17.September ermordet worden war.
Tief beeindruckt schrieb Bischof Lacroix am 6.Februar 1875
an Kardinal Antonelli: "Sie können dem Heiligen Vater diese
Nachricht in meinem Namen als von mir verbürgt und absolut
echt mitteilen.
Am 24.Feber 1876 morgens
diktierte sie einige Zeilen an den Patriarchen von
Jerusalem: "Diese Nacht habe ich den neuen Papst (Leo XIII.)
erblickt.
Er lag auf den Knien, und ich habe gesehen, wie unser Herr
ihm die Hände auflegte und dabei sprach: "Stella versa oder
bersa." Das letztere Wort habe ich nicht gut gehört; ich
habe nicht verstanden, ob das sein Name ist, oder ob das
Wort etwas anderes zu bedeuten hat".
Was die Schwester nicht begriffen hatte, war für Patriarch
Bracco und die Priester des Patriarchates ganz klar: Es
handelte sich um den umgekehrten Stern (stella versa), den
Kardinal Pecci in seinem Wappen führte. Von diesem
Augenblick an erwarteten sie die Nachricht seiner Erwählung.
Zwei Stunden nach dem Empfang des Briefes der Seherin von
Bethlehem meldete ein Telegramm dem Patriarchen, dass Leo
XIII. am 20.Februar gewählt worden war.
8. Bilokation
Das Phänomen der Bilokation oder Multilokation besteht in
der gleichzeitigen physischen Anwesenheit ein und derselben
Person an mehreren Orten. Auch in dieser Hinsicht gibt es im
Leben der kleinen Araberin ein bemerkenswertes Beispiel.
Die bekannte Schwester
Josephine, eine Josefsschwester, die sich durch ihre
Nächstenliebe ausgezeichnet hatte und deren Biographie in
Frankreich veröffentlicht wurde, war die Empfängerin dieser
Gnade.
1876 befand sich Schwester Josephine Rumebe (1850-1927) auf
der Insel Zypern, wo sie schwerkrank und vom Fieber verzehrt
darniederlag.
Ihre Oberin erwartete ihren Tod.
Eines Nachts gegen elf Uhr betrat eine Ordensfrau die Zelle
der Sterbenden. Mit in Kreuzesform ausgebreiteten Armen
schwebte sie über dem Boden. Von lebendigem Licht umflossen,
erhellte sie das ganze Zimmer. Es ist Schwester Maria von
Jesus dem Gekreuzigten, die frühere Postulantin der
Josefsschwester in La Capelette. Die Kranke hatte diese
jedoch niemals gesehen.
Hören wir ihren Bericht: "Ich hatte sie noch nie gesehen und
wußte dennoch, dass sie es war und dass sie mit Gott sprach;
ich schlief absolut nicht. Ich rufe sie bei ihrem Namen und
sie antwortet mir. Ich sage zur ihr: "Schwester Maria,
fragen Sie den lieben Gott, ob ich sterben werde." Da redete
sie mit dem Herrn. Nach einigen Sekunden sagte sie: "Nein,
Sie werden nicht jung sterben, sie müssen noch viel Gutes
wirken." Danach sagte ich ihr: "Fragen Sie ihn, ob ich bis
zum Tod in meinem heiligen Beruf ausharren werden." Nach
einigen Sekunden antwortete sie: "Mit der Gnade."
Sie hat mir auf alle Fragen, die mein innerliches Leben
betreffen, Antwort gegeben. Danach verschwand sie, und
alles, was sie mir angekündigt hatte, ist auch tatsächlich
eingetroffen.
Von diesem Moment an begann die Besserung. Im folgenden Jahr
war ich wieder reisefähig und fuhr von Zypern nach Jaffa. Zu
derselben Zeit kamen die Karmelitinnen von Bethlehem nach
Jaffa auf der Durchreise nach Nazareth. Wie groß war mein
Glück, als ich Schwester Maria erkannte! Sie sah genau so
aus, wie ich sie in Zypern gesehen hatte.
Der liebe Gott ist mein Zeuge, denn nur zu seiner Ehre
schreibe ich diesen Bericht. Sie sagte mir: "Der heilige
Josef liebt euren Orden sehr."
Beim Abschied (nach ihrer
Rückkehr von Nazareth) sagte mir die Dienerin Gottes: "Heute
sehe ich dich zum letztenmal. Ich werde in jenem Monat und
an jenem Tage sterben. Durch Schwester Maria vom Kinde Jesu
werde ich dir schreiben lassen und dir den kleinen Jesus
senden, den ich jeden Abend küsse." Tatsächlich empfing ich
den angekündigten Brief mit dem genauen Datum des Todes der
Dienerin Gottes; da ich dieses in mein Heft eingetragen
hatte, konnte ich feststellen, dass Mirjam ihren Todestag
richtig vorausgesagt hatte.
Das war vor Gott und einzig zu seiner größten Ehre der
genaue Verlauf dieser Ereignisse. Selbst im Augenblick
meines Todes könnte ich nicht anders darüber sprechen.
Jerusalem, den
30.September 1895."
Schwester Josephine starb
am 1.September 1927, nachdem sie in Kirjath-Jearim, auf
einem in Ost-Jusäa gelegenen Hügel, das Haus und die Kapelle
der Bundeslade gegründet hatte.
9. Von einem Engel
besessen
Damit gelangen wir zu dem vielleicht außergewöhnlichsten all
dieser außerordentlichen Charismen.
Obschon Thomas von Aquin erklärt, dass "nach den Aussagen
der Heiligen die guten wie die bösen Engel kraft ihrer
geistigen Natur die Macht haben, Köprer, in die sie
eingezogen sind, umzuwandeln", bezeugen die Theologen wenig
Interesse für die Fragen der Besessenheit durch einen guten
Engel. Zwar hat der heilge Thomas von Aquin kein derartiges
Beispiel erwähnt, und offenbar ist überhaupt kein solches
Vorkommnis bekannt.
Der Fall Schwester Marias von Jesus dem Gekreuzigten wurde
besonders eingehend bechrieben.
nn man die teuflische Besessenheit als unwiderstehliche
Beherrschung der Sinne und Glieder eines Menschen durch den
Teufel definiert, so kann man auch sagen, dass die
Besessenheit durch einen Engel in der unwiederstehlichen
Beherrschung der Sinne und Glieder eines Menschen durch
einen guten Engel besteht, der sie zum Guten drängt. In
beiden Fällen ist die menschliche Freiheit aufgehoben.
Indem wir uns auf die
Augenzeugen berufen, beschreiben wir aus dem Leben der
kleinen Palästinenserin ein solches Phänomen. Das Ereignis
fand in Pau am 4.September 1868 statt. Es war am Mittag. Vor
genau vierzig Tagen hatte die erste teuflische Besessenheit
begonnen, von der später eingehend die Rede sein wird. Nach
Ablauf seiner Zeit hatte Satan soeben den Leib der
Kleinenverlassen. Die Zeugen, das heißt die in der
Krankenabteilung versammelten Karmelitinnen, behielten
diesen Augenblick in unvergänglicher Erinnerung.
Während die zwölf Glockenschläge zum Mittag ertönen, geht in
Schwester Maria sichtlich eine auffallende Veränderung vor.
An die Stelle der
Versuchungen, Demütigungen und Entstellungen der Schwester,
die auf ihren Kampf gegen den Bösen zurückzuführen sind,
tritt eine wirkliche Verklärung.
Die Novizin erhebt sich etwa zwanzig Zentimeter über das
Bett, ihr Antlitz strahlt, ihre schwarzen Augen glänzen wie
Diamanten, ein wunderbares Lächeln umspielt ihre Lippen. Die
Nonnen sind auf die Knie gefallen und vermögen nur ein Wort,
einen Namen auszusprechen: "Jesus!" Sie meinen, einem
Vorübergang des Herrn beizuwohnen.
Nach ihm ergreift ein übernatürlicher Geist Besitz von dem
befreiten siegreichen Leib der Ekstatikerin. Sie ist jetzt
von einem guten Engel besessen. Vier Tag lang dauert dieser
Zustand an. Bisher drückte sich Satan durch den Mund der
Karmelitin aus, jetzt spricht der gute Engel aus ihr. Er
übermittelt den Schwestern Lehren und Ratschläge von hohem
Wert.
Die Nonnen möchten bei ihrer Schwester bleiben. Diese sagt
jedoch zu ihnen: "Schwestern, die Muttergottes sieht euren
Wunsch, bei dem kleinen Nichts zu bleiben; aber sie will,
dass ihr euren Pflichten nachgeht; sie wird bei euch sein.
Während der Erholungsstunde dürft ihr wiederkommen, da die
Regel es erlaubt." Die Priorin fragt sie, ob eine Schwester
bleiben darf, um Notizen zu machen. Die Kleine antwortet:
"Die Muttergottes ist damit einverstanden und überlässt
Ihnen die Wahl dieser Schwester."
Während der
Erholungspausen eilen die Karmelitinnen herbei, um die
Verklärte zu betrachten und den Lehren des Engels zu
lauschen. Die Seherin wohnt einer prächtigen Prozession bei,
die zu ihren Ehren im Himmel abgehalten wird. Im Vorbeigehen
grüßt sie die Heiligen, die sie erkennt: "Sei gegrüßt, Vater
Elias! Sei gegrüßt, Vater Josef! Sei gegrüßt, Vater
Johannes! Sei gegrüßt, Maria von den Engeln! Sei gegrüßt,
Simon Stock! Seid gegrüßt, Märtyrer Jesu des Vielgeliebten!
Seid gegrüßt, Magdalena, Margarita, Germana, Martha,
Henriette, heiliger Dominikus und heiliger Franziskus,
Veronika, Appolonia, Nikolaus, Amata...
Sie bittet, in den Garten
hinuntergehen zu dürfen, um die "Werke Satans zu reinigen."
Es handelt sich dabei um eine der symbolischen Handlungen,
an die sie als echte Palästinenserin gewöhnt ist. Ein
wunderbares Lächeln auf den Lippen geht sie mit leichtem
raschen Schritt, mit erhobenenen Händen und zum Himmel
gerichteten Augen voran. Sie lädt die Priorin ein, den
Weihwasserwedel zu nehmen, um jede Stelle zu reinigen. Sie
vergißt nicht einen einzigen, von Satan berührten Baum.
Sie ruft: "Kleiner Weinberg, kleine Bäume, tragt immer gute
Früchte für die Schwestern Jesu...Seht, seht, Satan ärgert
sich! Er rennt davon, er rennt davon, er rennt davon!" Sie
klatscht in die Hände. Die Prozession hatte zwei Stunden
gedauert.
Am Nachmittag nach der
Vesper geht der Unterricht des Engels weiter. Er betrifft
die Regeltreue, den Gehorsam, das Stillschweigen, die gute
Ausnützung der Zeit an Wochentagen und die Ruhe am Sonntag,
der ganz Jesus geweiht sein soll: "Man darf am Sonntag nur
beten und Bücher lesen, in denen von Jesus die Rede ist."
Sie kündigt Versuchungen
und Prüfungen im Ordensleben an: "Satan wird euch versuchen:
Seid stärker als Satan! Die Versuchung ist gut für euch: Sie
ist das Wasser, das uns wäscht und uns reinigt für Jesus.
Überlegt euch das gut: Heute auf der Erde, morgen unter der
Erde!"
Der gute Engel spricht
eindringlich über die Liebe in der Ordensgemeinschaft, über
die Erholungspausen, die erbaulich sein sollen, und über die
Demut. Er fügt hinzu: "Schwestern, die Muttergottes
wiederholt, dass ihr Schwester Maria, dem kleinen Nichts,
niemals von diesem Geschehen Kenntnis geben dürft. Stellt
ihr keine Fragen. Ihr sollt ihr keine Aufmerksamkeit
schenken, sie nicht ansehen, nicht von ihr sprechen; nichts
als Verachtung... Das kleine Nichts wird nur kurze Zeit hier
bleiben; danach wird sie das Werk Gottes vollbringen.
Wundert euch über nichts, verliert niemals den Mut, weil ihr
keine Engel, sondern schwache Menschen seid. Wer sich ganz
klein macht, der gefällt Jesus und findet ihn."
Durch den Mund der
Ekstatikerin sprcht der gute Engel auch lange mit Abbe
Saint-Guily:
"Mein Vater, um zu beurteilen, wes Geistes ein Priester ist,
prüfen Sie seine Demut, seinen Gehorsam. Wenn er sich nicht
unterwirft, dann wird er von Satan geführt. Gehen Sie
gleichermaßen hinsichtlich einer Ordensfrau vor über deren
Weg Sie Zweifel hegen.
Wenn sie ihr sagen, sie sei in einer Täuschung befangen, und
sie sich nicht sogleich Ihrem Urteil unterwirft, dann ist es
Stolz, und somit Satans Geist...
Die Antworten bestärken
die Anwesenden in ihrer Überzeugung, dass ein himmlisches
Wesen von der kleinen Galiläerin Besitz ergriffen hatte und
sich durch sie ausdrückte.
Mehrmals fragten die Schwestern dieses rätselhafte Wesen
nach seinem Namen. Es antwortete: "Ich gehöre zu jenen, die
hinauf- und hinuntersteigen. Ich bin der Geist Schwester
Marias." Die anwesenden Karmelitinnen gewöhnten sich daran,
mit dem Geist zu sprechen: "Kleiner Engel, lieber Engel, Du
hilfst uns, Jesus zu lieben. Bleibe doch noch einen Tag
länger!" Da erklärte er: "De Zeit ist festgelegt: Ein Tag
für zehn Tage." Die Nonnen begriffen, dass für vierzig Tage
teuflischer Besessenheit vier Tage Besessenheit durch den
Engel vorgesehen waren.
Der Engel verkündet, dass
die Prüfung der Kleinen nach seinem Weggang aufs neue
beginnen wird. Satan wird zurückkehren. Drei Jahre lang wird
er ihre Einbildungskraft mit Zwangsvorstellungen quälen und
versuchen, sie zum Verlassen des Klosters zu bewegen. Sie
wird bis an den Rand der Verzweiflung getrieben, und man
wird ihr helfen müssen, in ihr Nichts hinabzusteigen.
"Schwester Maria wird Fehler begehen; Gott wird es zulassen,
weil die Zeit der Prüfung gekommen ist und damit Satan
später aufgrund ihrer Demut keine Macht über sie hat. Denn
später wird sie tatsächlich große Dinge vollbringen; sie
wird fast ständig entrückt sein und sich sogar in die Luft
erheben. Das kleine Nichts ist ein Opfer, und als solches
muß es viel leiden.
Bevor der Engel weggeht,
wird er nochmals nach seinem Namen gefragt. Er antwortet:
"Ich bin der Geist Marias (von Jesus dem Gekreuzigten), ich
bin der Engel Marias."
Der Leib der Besessenen erschauert. "Ich habe die Freude in
den Knochen", sagt sie unaufhörlich.
Nachdem der Engel sich entfernt hat, fällt wieder ein
Schleier der Trauer über sie. Die angekündigten Prüfungen
und Leiden brechen über sie herein. Sie ist vom Tabor
herabgestiegen, um tief in den Garten von Gethsemane
einzudringen.
10. Die Gabe der
Dichtung
Auch hier handelt es sich um ein echtes Charisma. Man darf
nicht vergessen, dass Schwester Maria eine unwissende
Analphabetin ist.
Sie hat niemals eine Schule besucht, und ihre Sprache ist
das Arabische, das von dem Volk, den Fellachen von Abellin,
gesprochen wird.
In Marseille gelingt es ihr schließlich, sich französische
Ausdrücke zu merken, aber trotz eines Versuches bei den
Josefsschwestern wird sie nie recht lesen lernen.
Da die kleine Araberin am Brevier Gefallen findet,
insbeondere an den Psalmen, in denen sie die Inspiration und
die Rhythmen der Dichter ihrer Heimat wiederfindet, wird sie
als Chornovizin aufgenommen, und sie erhält Französisch- und
Lateinunterricht.
Sie macht einige Forschritte, zumindest im Französischen.
Aber sie wird diese Sprache stets radebrechend und mit
Arabismen vermischen und nie richtig lesen und schreiben
lernen.
Schwester Maria hat sehr
wenig gelesen.
Zu ihrer gewöhnlichen Lektüre gehörten das Brevier, die
Nachfolge Christi, die Karmelregel, und in ihren letzten
Jahren ein in Großbuchstaben gedrucktes Buch: L´Ange
condukteur (Der Schutzengel).
Und dennoch dichtete Schwester Maria von Jesus dem
Gekreuzigten während ihrer Ekstasen aus dem Stegreif
Papabeln, Gedichte und geistliche Lieder, die von
zahlreichen Gebildeten bewundert werden.
Sie ist eine echte Palästinenserin aus den galiläischen
Hügeln, die sich jedes Frühjahr in ein prächtiges Gewand aus
Anemonen und Zyklamen, aus Asfodills und unglaublich
vielfältigen "Lilien des Feldes" hüllen.
Mirjam von Abellin erfüllt die Klöster, in denen sie lebt,
mit den Düften und Farben des biblischen Landes.
Bis zu ihrem letzten
Morgen in Bethlehem, dem 26.August 1878, hört sie nicht auf,
Psalmen, Hymnen und Allegorien zu erfinden und zu singen,
die an die reinsten Texte der inspirierten Literatur und
durch ihren mystischen Schwung insbesondere an das glühende
Hohelied gemahnen.
"Ich nehme die Flügel meines Erlösers. Ich sehe,
wie die ganze Welt mich selig preist. Wie ist es
süß, Dir anzugehören, o mein Heiland!
Dein Name ist groß und erfüllt den Himmel. Alles
lobt Dich und ist von Freude durchdrungen, weil
Du gegenwärtig bist.
Die Flügel, mit denen ich fliege, hat mein
Erlöser mir gegeben. Gnädig hat er meine Seele
angeschaut. Er hat mir die Flügel geschenkt, mit
denen ich flog.
Aus dem tiefen Abgrund, in dem ich mich befand,
hat der Herr mich herausgezogen.
Seit diesem Tag bin ich in seinem Schoß für
immer. Glücklich der nie endende Tag...Der Herr
hat mich in seine Heimat geholt.
Was sagt ihr, Bewohner der Erde?...Er gibt mir
Flügel, um zu fliegen, er gibt mir tausend
Blumen, um sie auf meinen Weg zu streuen. Er hat
einen Korb voller Blumen in meine Hände
gedrückt, und alle meine Freunde dürfen daraus
nehmen, soviel sie wollen.
Auf dem ganzen Weg habe ich Blumen gestreut,
Freunde und Feinde haben sich eifrig bemüht, sie
aufzulesen.
Er schenkte mir Flügel, um zu fliegen, und legte
einen Korb voller Blumen in meinen Schoß.
Himmel und Erde, alles freute sich über sein
wunderbares Lächeln!"
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In der
Ekstase gespr.Worte v.Sr.Maria v.Jesus d.Gekreuzigten
Papst Johannes Paul II. über Mirjam
Die
Worte von Papst Johannes Paul II. bei der Seligsprechung im
Jahre 1983:
"Ihr
ganzes Leben ist eine Frucht der höchsten Weisheit des
Evangeliums. Es gefällt Gott, die Demütigen und Armen zu
erwählen, um die Mächtigen zu beschämen (vgl. 1 Kor 1,
26-29). Sie hatte nie die Möglichkeit erhalten, höhere
Studien zu betreiben, obwohl sie mit einer großen inneren
Klarheit, mit einer lebendigen natürlichen Intelligenz und
mit jener poetischen Vorstellungskraft, die dem semitischen
Volk eigen ist, begabt war. Dennoch wurde sie, Dank ihrer
hervorragenden Tugenden, mit dieser wertvollen "Kenntnis"
erfüllt, die Christus, der am Kreuz für uns gestorben ist,
uns gibt: die Kenntnis des Mysteriums der Dreifaltigkeit,
eine für die orientalische christliche Spiritualität, in der
die kleine Araberin erzogen wurde, so wichtige Einsicht."
In der
Erscheinung der Gottesmutter in Sievernich (Deutschland) im
Jahre 2000-2002 zeigte sich Maria als „Die Makellose“ mit
Heiligen und heiligmäßigen Personen, darunter Mirjam von
Abellin. (vgl. Martin Müller, Ich bin MARIA, die Makellose,
Botschaften von Sievernich, Fe-Medienverlag 2003, 2.
Auflage).
Ihr
tägliches Gebet zum Hl. Geiste
O Heiliger
Geist, erleuchte mich, O Gottes Lieb' verzehre mich, Den Weg
der Wahrheit führe mich, Maria, Mutter, schau auf mich, Mit
deinem Jesus segne mich; Vor aller Täuschung und Gefahr, Vor
allem Übel mich bewahr!
Heiliger
Geist, erleuchte mich! Was soll ich tun und wie kann ich
Jesus finden? Die Jünger waren sehr unwissend, sie waren bei
Jesus, und doch verstanden sie Ihn nicht.
Das Geringste macht mich verwirrt und aufgeregt. Ich bin zu
empfindlich; ich bin nicht großmütig genug, um Opfer für
Jesus zu bringen.
O Heiliger Geist, als Du den Jüngern Dein Licht erstrahlen
ließest, wurden sie umgewandelt; sie waren nicht mehr das,
was sie vorher waren; ihre Kraft war erneuert, die Opfer
wurden ihnen leicht; sie erkannten Jesus besser als vorher,
da Er noch unter ihnen weilte. Quelle des Friedens, des
Lichtes, komm, mich zu erleuchten. Ich habe Hunger, komm,
mich zu ernähren; ich habe Durst, komm, gib mir zu trinken;
ich bin blind, komm, mich zu erleuchten; ich bin arm, komm,
mich reich zu machen; ich bin unwissend, komm und belehre
mich!
Heiliger Geist, ich gebe mich Dir hin. Amen!
Gebet der Schwester Maria von
Jesus dem Gekreuzigten
Herr
Jesus, im Schweigen dieses anbrechenden Morgens komme ich zu
Dir und bitte Dich mit Demut und Vertrauen um Deinen
Frieden, Deine Weisheit, Deine Kraft. Gib, dass ich heute
die Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind. Lass
mich begreifen, dass alle Herrlichkeit der Kirche aus Deinem
Kreuze als dessen Quelle entspringt. Lass mich meinen
Nächsten als den Menschen empfangen, den Du durch mich
lieben willst. Schenke mir die Bereitschaft, ihm mit Hingabe
zu dienen und alles Gute, das Du in ihn hineingelegt hast,
zu entfalten.
Meine Worte sollen Sanftmut ausstrahlen und mein ganzes
Verhalten soll Frieden stiften. Nur jene Gedanken, die Segen
verbreiten, sollen in meinem Geiste haften bleiben.
Verschließe meine Ohren vor jedem übelwollenden Wort und
jeder böswilligen Kritik. Möge meine Zunge nur dazu dienen,
das Gute hervorzuheben. Vor allem bewirke, o Herr, dass ich
so voller Frohmut und Wohlwollen bin, dass alle, die mir
begegnen, sowohl Deine Gegenwart als auch Deine Liebe
spüren. Bekleide mich mit dem Glanz Deiner Güte und Deiner
Schönheit. damit ich Dich im Verlaufe dieses Tages
offenbare. Amen.
Ich nehme die Flügel meines Erlösers. Ich .sehe, wie die
ganze Welt mich selig preist. Wie ist es süß. Dir an
zugehören, o mein Heiland! Dein Name ist groß und erfüllt
den Himmel. Alles lobt Dich und ist von Freude durchdrungen,
weil Du gegenwärtig bist. Die Flügel. mit denen ich fliege,
hat mein Erlöser mir gegeben. Gnädig hat Er meine Seele
angeschaut. Er hat mir die Flügel geschenkt, mit denen ich
flog. Aus dem tiefen Abgrund, in dem ich mich befand, hat
der Herr mich herausgezogen. Seit diesem Tag bin ich in
Seinem Schoß für immer. Glücklich der nie endende Tag!...
Der Herr hat mich in Seine Heimat geholt. Was sagt ihr
Bewohner der Erde?... Er gibt mir Flügel, um zu fliegen. Er
gibt mir tausend Blumen, um sie auf meinen Weg zu streuen.
Er hat einen Korb voller Blumen in meine Hände gedrückt, und
alle meine Freunde dürfen daraus nehmen, soviel sie wollen.
Auf dem ganzen Weg habe ich Blumen gestreut, Freunde und
Feinde haben sich eifrig bemüht, sie aufzulesen.
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